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Wissenshäppchen: Erkenntnisse aus dem EMA-Seminar Geriatrische Ernährung im Fokus – Neue Leitlinie der DGEM

Mangelernährung im Alter ist ein oft übersehenes, aber hoch relevantes Thema. In Kliniken sind 15–25 % der älteren Patient:innen betroffen, in Pflegeeinrichtungen sogar bis zu 30 %. Damit gehört Mangelernährung zu den wichtigsten modifizierbaren Faktoren, die Funktionalität, Genesung und Lebensqualität beeinflussen.

 

Im EMA-Seminar zeigte Prof. Dr. med. Jürgen M. Bauer eindrücklich, wie komplex und individuell die Ernährungssituation älterer Menschen ist – und wie klar die Evidenz dafür spricht, Ernährungsprobleme frühzeitig und strukturiert anzugehen.

 

Was passiert im Alter – und warum steigt das Risiko für Mangelernährung?

Mit zunehmendem Alter nimmt die fettfreie Masse ab, der Grundumsatz sinkt und gleichzeitig häufen sich Faktoren, die das Essen erschweren: Schluckstörungen, Schmerzen, kognitive Veränderungen, depressive Symptome, Polypharmazie oder soziale Isolation. Schon kurze Phasen reduzierter Aufnahme können zu deutlichem Gewichtsverlust, Muskelabbau und funktionellen Einbußen führen. Ein Verlust > 5 % in drei Monaten gilt als eindeutiges Warnsignal.

 

Besonders entscheidend: Ältere Menschen benötigen mehr Protein. Während gesunde Ältere etwa 1,0–1,2 g/kg KG/Tag benötigen, kann der Bedarf bei Erkrankungen bis auf 1,2–1,5 g/kg KG/Tag ansteigen.

 

Was hilft wirklich?

  • Ursachen erkennen und behandeln: Schmerzen, schlecht sitzende Prothesen, Dysphagie, Medikamente, Depression – all das beeinflusst die Nahrungsaufnahme. Erst wenn Hindernisse beseitigt sind, kann Ernährungstherapie greifen.
  • Pflegerische Unterstützung: Mehr Zeit beim Essen, verbale Anleitung, eine angenehme Umgebung – einfache Maßnahmen, die die Aufnahme steigern.
  • Mahlzeitenmodifikation: Energie- und proteinreichere Portionen, angepasste Konsistenzen, Zwischenmahlzeiten und individuelle Vorlieben fördern die Ernährung deutlich.
  • Trinknahrung: Gut untersucht, wirksam und in vielen Situationen unverzichtbar. Sie verbessert Energieaufnahme, Gewicht und Komplikationsraten – besonders bei Patient:innen mit manifester Mangelernährung.
  • Enterale und parenterale Ernährung: Kommt ins Spiel, wenn orale Ernährung nicht ausreicht – etwa bei schwerer Dysphagie oder akuten Krankheitsphasen. Voraussetzung ist stets eine positive Prognose und der Wille der Patient:innen.

 

Relevanz für die Praxis

Für Ärzt:innen, Pflegekräfte und Ernährungsfachkräfte ist Mangelernährung ein zentraler Ansatzpunkt, um Behandlungsergebnisse zu verbessern. Schon kleine Optimierungen – etwa zusätzliche Zwischenmahlzeiten oder eine gezielte Proteinsteigerung – können Funktionalität, Kraft und Lebensqualität erhöhen. Ernährung ist ein therapeutischer Schlüssel in der Geriatrie.

 

Zum Referenten:
Prof. Dr. med. Jürgen M. Bauer ist einer der renommiertesten deutschen Geriater und ein ausgewiesener Experte für Sarkopenie, Frailty und Ernährung im Alter. Seine Arbeiten und seine Mitarbeit an den DGEM-Leitlinien prägen die ernährungsmedizinische Versorgung älterer Menschen maßgeblich.

 

Wer tiefer in aktuelle Themen der Ernährungsmedizin einsteigen möchte, findet in der Online-Seminarreihe „Ernährungsmedizin aktuell – Neues aus Forschung und Praxis“ weitere praxiserprobte und wissenschaftlich fundierte Impulse. Die Reihe wird seit 2025 in Kooperation mit der DGEM e.V. durchgeführt und vermittelt aktuelle Erkenntnisse der Ernährungsmedizin kompakt und anwendungsorientiert für Mediziner:innen, Studierende, Ernährungsfachkräfte sowie weitere Gesundheitsberufe.