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Ernährungsberatung als integraler Bestandteil in der Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten nach einer Gastrektomie

Autoren: Eckhard C et al.

In der Regel sind mehr als die Hälfte aller Patientinnen und Patienten mit Tumoren im oberen Gastrointestinaltrakt mangelernährt, das haben mehrere Studien gezeigt. Obwohl die Leitlinien ein prä- und postoperatives Screening und die ernährungstherapeutische Betreuung der Betroffenen, v.a. im Zusammenhang mit größeren operativen Eingriffen, empfehlen, wird dies in der Praxis doch häufig vernachlässigt. Die nachfolgend beschriebene Studie erhebt den IST-Zustand im Hinblick auf diese Maßnahmen und will den Bedarf von Patienten bzgl. einer Ernährungsintervention ermitteln.

Eingeschlossen wurden Patientinnen und Patienten mit Magenkrebs nach totaler oder partieller Gastrektomie, die sich Selbsthilfegruppen angeschlossen hatten. Diese wurden aufgefordert, einen online-Fragebogen mit Fragen zum aktuellen Ernährungsverhalten, Bezugsquellen für Ernährungsinformationen und der Umsetzbarkeit erhaltener Empfehlungen auszufüllen. Zusätzlich wurde der PG-SGA (Patient-Generated Subjektiv Global Assessment) erhoben. Es handelt sich hierbei um ein validiertes Assessment, das international Anwendung findet und vom Patienten selbst durchgeführt werden kann. Beim PG-SGA zeigt ein Wert von 4 – 8 Punkten an, dass eine Ernährungsintervention erforderlich ist und ein Wert von ≥ 9 zeigt einen kritischen Bedarf an.

Bei 75% der Studienteilnehmer war der Magen komplett entfernt worden, bei 25% nur partiell. Die Ergebnisse der Erhebung durch den PG-SGA zeigten den Bedarf einer Ernährungsintervention bei 52% der Probanden, obwohl die Operation schon mehr als ein Jahr zurück lag. Beim PG-SGA erreichten 30% der Teilnehmenden 4 – 8 Punkte, benötigten also eine Ernährungsintervention, 22% der Befragten wiesen sogar einen Wert von ≥ 9 auf, hatten demnach also einen kritischen Bedarf. 20% der Teilnehmer hatten in den vergangenen 6 Monaten mehr als 5% ihres Körpergewichtes verloren. Unter den Symptomen, die die Nahrungsaufnahme beeinträchtigten, wurden am häufigsten Fatigue, Schmerzen im Gastrointestinaltrakt, vorzeitige Sättigung und Diarrhö genannt. Ein großer Teil der Frauen und Männer hatte mindestens eine Ernährungsberatung in Anspruch genommen. Diese Beratung erfolgte vornehmlich im Verlauf eines Reha-Aufenthaltes, deutlich seltener schon im Akutkrankenhaus (nur 38%). Von denen, die keine Beratung erhalten haben, hätten sich 88% eine solche Intervention gewünscht. Die meisten der Beratenen haben die Ernährungsberatung nach dem operativen Eingriff erhalten. Bemerkenswert ist, dass nur 10% derjenigen, die nach dem Eingriff beraten wurden, auch während anderer Therapien (z.B. Chemotherapie) beraten wurden. Insgesamt wurde die Ernährungsberatung als hilfreich und sehr wichtig erachtet. Die Hauptbezugsquelle der erhaltenen Informationen war die Selbsthilfegruppe, gefolgt von qualifizierten Ernährungsfachkräften, z.T. wurden die Informationen aber auch aus Büchern und dem Internet bezogen. Limitiert ist die Studie durch eine recht geringe Teilnehmerzahl von 48 Patienten, von denen möglicherweise viele besonders interessiert sind an Möglichkeiten der Ernährungsintervention.

Bei vielen Patienten zeigte sich in der Studie ein reduzierter Ernährungszustand, vermutlich verursacht durch Symptome wie eine verminderte Reservoir-Funktion des Magens, Malabsorption und Diarrhö. Da nur 10% der Patienten schon vor dem Eingriff eine Ernährungsberatung erhielten, wurde es versäumt, den Ernährungszustand auf diesem Weg und zu diesem frühen Zeitpunkt zu verbessern, wie es die S3-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Chirurgie“ der DGEM eigentlich empfiehlt. Die hohe Prävalenz an ernährungsmedizinisch relevanten Beschwerden macht den Bedarf einer regelmäßigen ernährungstherapeutischen Nachbetreuung deutlich. Von den Befragten, die mindestens eine Beratung erhalten hatten, wurde nur etwa ein Fünftel an eine Ernährungsfachkraft überwiesen. Ein regelmäßiges Screening dieser Patienten und eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Ernährungsfachkräften ist also im Sinne der Betroffenen erstrebenswert, zumal die Befragten die Ernährungsinterventionen als hilfreich erachteten, auch wenn nicht alle Empfehlungen für sie problemlos umsetzbar waren. Patienten nach Magen(teil)resektion sollte eine umfassende und regelmäßige Beratung z.B. auf Basis des German Nutrition Care Process (GNCP) zuteilwerden.

(D. Schneider)

Quelle:
Eckhardt C, Richter T, Heinemann V, Erickson N: Nutrition counselling as an integral part of the treatment strategy among cancer patients with gastric tumor resection. Investigation of the status quo. Ernährungsumschau 2021; 68(11): 210-6; DOI: 10.4455/eu. 2021.044