„Gutes Essen für Deutschland“ – Ernährungsstrategie der Bundesregierung
Ernährungsverbände begrüßen Strategie und fordern weitere Schritte
Berlin – Das Bundeskabinett hat am 17. Januar 2024 die federführend vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitete Ernährungsstrategie der Bundesregierung „Gutes Essen für Deutschland“ verabschiedet. Die Strategie bündelt rund 90 geplante und bestehende ernährungspolitische Maßnahmen mit dem Ziel, eine gesunde, klimaschonende und sozial verträgliche Ernährung für alle Menschen in Deutschland möglich und einfach zu machen. Die Arbeitsgemeinschaft Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie (AG EMET), bestehend aus der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und weiteren Ernährungsverbänden*, hat sich mit ihrer Expertise, Vorschlägen und Stellungnahmen eingebracht. Die nun vorliegende Ernährungsstrategie ist ein wichtiger Schritt für die Verbesserung der Ernährungsversorgung – auch in Kliniken und Einrichtungen. Es sind jedoch weitere Schritte notwendig.
„Wir begrüßen, dass die krankheitsbedingte Mangelernährung in der Strategie berücksichtigt wird und die Bundesregierung den Forderungen der Wissenschaft Gehör schenkt. Noch nicht klar ist jedoch, wie das flächendeckende Ernährungsscreening verbindlich gewährleistet und finanziert werden soll. Im derzeitigen DRG-System ist die Ernährungsversorgung von mangelernährten Menschen nicht vorgesehen. Wir wünschen uns eine schnelle Umsetzung mit verbindlichen Vorgaben.“
Prof. Dr. med. Matthias Pirlich, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM)
„Wir begrüßen die Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Gesündere Ernährung kann Prävention und Therapie zugleich sein. Diagnostik und Therapie ernährungsbedingter Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus, Hyperlipoproteinämien, Hypertonie, Allergien, Nahrungsunverträglichkeiten, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Mangelernährung gehören aber in Schwerpunktpraxen Ernährungsmedizin und in die Verantwortung von Ernährungsmedizinern. Die Therapieumsetzung erfolgt in qualifizierten Ernährungsteams. Ernährungsmedizin muss in Wissenschaft, Forschung und Lehre durch Lehrstühle Ernährungsmedizin abgebildet werden und kann nur so die Ernährungsstrategie der Bundesregierung ergänzen.“
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Johannes Georg Wechsler, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM)
„Ausdrücklich zu begrüßen ist das Ziel, die Ernährungskompetenz der relevanten Berufsgruppen (Medizin, Oecotrophologie, Diätetik) durch entsprechende Modifizierung der bestehenden Curricula in der Aus-, Fort- und Weiterbildung zu stärken. Nur wenn bei diesen Fachkräften wissenschaftlich fundiertes Ernährungswissen vorhanden ist, kann die breite Bevölkerung fundiert und zielgerichtet beraten werden. Eine unabhängige Zertifizierung von ernährungsmedizinisch ausgewiesenen Kliniken, Betreuungseinrichtungen und Praxen sollte hierzu aus politischer Sicht gefordert und gefördert werden.“
Prof. Dr. rer. nat. Peter Stehle, Präsident der Deutschen Akademie der Ernährungsmedizin e. V. (DAEM)
„Die Außer-Haus-Verpflegung als Hebel zur Transformation des Ernährungssystems zu nutzen und die Prävention durch gesunde Ernährung zu stärken, entspricht den von uns formulierten Forderungen. Wir begrüßen den Vorschlag der gesetzlichen Verankerung der individuellen Ernährungsberatung im SGB V im Rahmen der Vorsorgeleistungen. Der Prävention, Diagnostik und Therapie der Mangelernährung muss noch mehr Bedeutung zukommen. Dabei sind die stationäre und die ambulante Versorgung einzubeziehen.“
Dr. sc. hum. Silke Lichtenstein, Vorstandsvorsitzende des BerufsVerbandes Oecotrophologie e. V. (VDOE)
„Die Ernährungsstrategie ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zugang zu gesunder Ernährung, Ernährungstherapie und Prävention für alle Menschen in Deutschland. Jetzt ist es erforderlich, einen klaren Fahrplan zu entwickeln, der die Regelung bezüglich des Personalbedarfs für Diätassistenten oder gleichwertig qualifizierte Ernährungsfachkräfte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen festlegt. Auch sollte definiert werden, wie ein leichter Zugang zu diesen Fachkräften im ambulanten Bereich umgesetzt werden kann.“
Uta Köpcke, Präsidentin des Verbandes der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD)
Hintergrundmaterial:
Im April 2023 wendete sich ein breites Bündnis aus 25 medizinischen Fachgesellschaften mit konkreten Vorschlägen zur Verbesserung der Ernährungsversorgung in deutschen Krankenhäusern an das Bundesministerium für Gesundheit. Zur Stellungnahme, die unter Federführung der DGEM erarbeitet wurde: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Stellungnahmen/LO_Stellungnahme_Klinikreform_final_end-1-_23_05_12.pdf
Seit 2016 gibt es ein Curriculum für Pflegekräfte, das von der DGEM entwickelt wurde.
Das Curriculum soll den Umfang der Lehrinhalte für Pflegende im Bereich Ernährungsmedizin sicherstellen und damit eine fachliche Grundlage für eine strukturierte Fort- bzw. Weiterbildung für den Pflegebereich schaffen. Zum Curriculum „Strukturierte curriculäre Fortbildung für Pflegefachkräfte „Pflegeexperte Ernährungsmanagement DGEM“: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Curriculum-Pflegeexperte-Ern%C3%A4hrungsmanagement-Endversion.pdf
* Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie
- BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE)
- Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM)
- Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM)
- Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD)
Quellen:
Gutes Essen für Deutschland – Ernährungsstrategie der Bundesregierung: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/ernaehrungsstrategie-kabinett.html
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