40 Jahre DAEM
Die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin feiert – 40 Jahre erfolgreiches Engagement für die Ernährungsmedizin in Deutschland!
Prof. Dr. med. Reinhold Kluthe, Freiburger Internist und Nephrologe, hatte bereits in den 1960er Jahren eine Vision: das Fach Ernährungsmedizin sollte eine gebührende Rolle als anerkannter Teil des therapeutischen Handelns in der Medizin erhalten. Mit der Unterstützung seiner engagierten Mitstreiter, Prof. Dr. med. Heinrich Kasper (Würzburg) und Prof. Dr. med. Helmut Rottka (Berlin), wurde am 29. Juni 1983 mit der Gründung der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin e.V. (DAEM) der erste Schritt zur Umsetzung dieser Vision unternommen. Satzungsgemäßes Ziel der DAEM war es, die ernährungsmedizinische Fort- und Weiterbildung auf der Basis eines strukturierten Curriculums zu etablieren – langfristig mit der Idee, das Fach in das Staatsexamen der Medizin zu integrieren.
Die ersten thematischen Grundseminare als Basisqualifikation für Ärztinnen und Ärzte wurden bereits ein Jahr später in Freiburg angeboten. In den nächsten Jahren erfolgte die Erweiterung der Seminarreihe auf 80 Unterrichtseinheiten, wobei viele der heute im Musterkursbuch der Bundesärztekammer (BÄK) geforderten Inhalte bereits integriert waren. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Seminars wurde die Bezeichnung „Ernährungsbeauftragte Ärztin/Ernährungsbeauftragter Arzt“ vergeben – ohne Zweifel ein weiterer Meilenstein für die Akzeptanz der Ernährungsmedizin in Deutschland.
Im Auftrag der BÄK erarbeitete eine Expertenkommission Ende der 1990er Jahre unter Federführung der DAEM die 1. Auflage des insgesamt 100 Unterrichtsstunden umfassenden Curriculums Ernährungsmedizin. Die Publikation des Curriculums löste einen wahren Ansturm auf die Fortbildung aus: Um die Jahrtausendwende lag die jährliche Zahl der Absolvent*innen bereits bei ca. 400. Die von der DAEM und der DGEM gemeinsam etablierte ankündigungsfähige Qualifikationsbezeichnung ErnährungsmedizinerIn DAEM/DGEM® erhöhte das Interesse an der Fortbildung weiter.
Nach einer über 20jährigen erfolgreichen Präsidentschaft zog sich dann Prof. Kluthe 2004 aus dem DAEM-Präsidium zurück. Prof. Dr. med. Olaf Adam, Internist, Rheumatologe und Ernährungsmediziner der ersten Stunde aus München, übernahm das Präsidentenamt. Ihm ist der Aufbau einer interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit mit den in der praktischen Umsetzung der Ernährungstherapie beteiligten Berufsgruppen (z.B. Diätassistent*innen, Oecotropholog*innen, Bewegungstherapeut*innen) zu verdanken. Ein besonderes Anliegen war es Prof. Adam auch, die Kooperation mit anderen Institutionen wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und dem neu gegründeten Berufsverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. (BDEM) auszubauen und bekannt zu machen. In der 2018 unterzeichneten Kooperationsvereinbarung verpflichteten sich diese 3 Institutionen, gemeinsam für die Ernährungsmedizin in Deutschland aktiv zu sein. Erster Erfolg der gemeinsamen Anstrengungen war die Aufnahme der Ernährungsmedizin in die (Muster-)Weiterbildungsordnung der BÄK. Anlässlich des Deutschen Ärztetages 2018 in Erfurt war es dann endlich soweit: „Ernährungsmedizin“ wurde als berufsbegleitende Zusatzbezeichnung in die ärztliche Weiterbildungsordnung (WBO) übernommen!
Unter der vierjährigen Präsidentschaft (2018-2022) von Prof. Dr. med. Gerd Bönner aus Freiburg, Internist und Kardiologe mit langjähriger ernährungsmedizinischer Expertise, war die Umstellung des ernährungsmedizinischen Seminarangebotes auf die Anforderungsbestimmungen durch die WBO, begleitet von den widrigen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die zentrale Herausforderung für die DAEM. In diesen Zeitraum fiel auch die grundlegende Revision des von der DAEM herausgegebenen Rationalisierungsschemas für klinische Ernährung und Diätetik. Das Ergebnis dieses bereits von Prof. Adam initiierten gemeinsamen Projektes der 3 Kooperationspartner u.a. unter Mitarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutschen Adipositas Gesellschaft e.V. (DAG) wurde 2019 als „Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP)“ publiziert.
Eine von Beginn an zentrale Aufgabe der DAEM war die Zertifizierung klinischer Einrichtungen mit einem ausgewiesenen Schwerpunkt in der Ernährungsmedizin. Im Rahmen eines Modellprojektes wurden 2001 erstmals 17 Reha-Einrichtungen und Akutkliniken als „Lehrkliniken für Ernährungsmedizin“ auf der Basis eines definierten Kriterienkatalogs unter Berücksichtigung des jeweiligen diagnostischen Vorgehens, der angewandten ernährungstherapeutischen Maßnahmen und der Schulung von Fachpersonal zertifiziert; zwischenzeitlich ist das Modellprojekt in eine etablierte Zertifizierung „Lehrklinik für Ernährungsmedizin“ überführt.
Rückblickend ist festzustellen, dass ein erheblicher Teil der Vision von Prof. Kluthe in den ersten 40 Jahren der DAEM erfolgreich umgesetzt worden ist. Dies ist natürlich dem Engagement vieler Mitstreiter*innen auf den verschiedenen Ebenen der notwendigen Etablierungsprozesse zu verdanken: den Kolleg*innen in den Schwestergesellschaften und Berufsverbänden, den engagierten Referent*innen der unzähligen Seminare bis zu den Organisator*innen in der Freiburger Geschäftsstelle – vielen Dank dafür!
Noch nicht erreicht hat die DAEM, dass die Ernährungsmedizin obligatorischer Teil des medizinischen Staatsexamens geworden ist. Weiter zu entwickeln ist auch die objektive Zertifizierung sowohl im klinischen als auch im niedergelassenen Bereich. Das Erreichen beider Ziele hat sich der gegenwärtige Vorstand der DAEM für die noch ausstehenden 3 Jahre auf die Fahnen geschrieben. Mit der weitergehenden Unterstützung aller an der Ernährungsmedizin Interessierten werden wir das auch schaffen.
Doch jetzt feiern wir erst einmal gebührend den runden Geburtstag der DAEM!
Prof. Dr. Peter Stehle
Präsident